Atlas - Kult oder Mythos?

05.01.2008

Groß sollte er sein. Furchterregend und natürlich kampfstark genug um den immer grösseren Armeen der Häuser die Stirn zu bieten. So ähnlich definierte der uns allen bekannte Kerensky zum Ende der glorifizierten Sternenbundära die Rahmenbedingungen für den schwersten BattleMech, dem Atlas.

Was ist davon geblieben, vor allem in Hinblick der Einschätzung seitens der Spieler der heutigen Zeit. Ein entsprechender Thread im twobt.de-Forum mit dem Titel hat "Atlas - Kult und sonst nichts?" machte mich auf diese Situation aufmerksam.



Museum Scale Version
Museum Scale Version
www.heavygauss.com
Aber blicken wir ein wenig zurück. 1986 erschien ein Buch, das in seiner Form und Art prägend für über 20 Jahre BattleTech-Produktgeschichte blieb. Das Technical Readout 3025, 1990 in der deutschen Version Hardware Handbuch 3025, war von der Aufmachung her ein technisches Handbuch mit einer Aufzählung aller im Jahre 3025 relevanten Waffensystemen, vor allem der BattleMechs. Es war eine Ergänzung bzw. Erweiterung der in der Grundbox enthalten Standard-BattleMechs, die natürlich im Hardware Handbuch nochmal präsentiert und vertieft wurden. In diesem Handbuch, das Grundlage für Hunderttausenden von Spielen wurde, ist ein BattleMech vorgestellt, der das Ultima Ratio darstellte, die Krönung der Mechschöpfung, der Atlas.

Der Atlas war der schwerste und schwerstbewaffneste BattleMech zu diesem Zeitpunkt. Mit über 300 Platten sehr stark gepanzert und einer Bewaffnung für alle Lagen sowie alle Gegner war er der SturmMech. Seine großzügige Ausstattung mit Wärmetauschern war ein weiterer Bonuspunkt, den die meisten nicht unterschätzen sollten. Einzig seine 3/5er Bewegung sorgte für einen behäbigen Eindruck, der aber zu Anfang kaum negativen Einfluss hatte.

Das Handbuch wurde zu einem Pflichtkauf. Record Sheet Bände gab es damals, wie auch Software, nicht. Somit gehörte neben der Grund- und CityTech Box das TRO 3025 wegen den enthalten Mechdaten zur Grundausstattung jedes ernsthaften BattleTech Spielers. Entsprechend ist es eines der prägendsten Produkte der frühen BattleTech Spieler, sei es als Produktform mit zahlreichen Nachfolgern oder inhaltlich als das erste Fluffwerk mit zahlreichen Texten und Hinweisen auf das sich gerade entwickelnde BattleTech Universum.
Kurz gesagt, das Handbuch stellte die erste und wesentlichste Basis für alles kommende, bis hin zu den Würfellisten der heutigen Zeit.



Ist man sich dieser Bezüge bewusst, wird einem schon deutlich warum ein Atlas, der erste 100 Tonner, die Voraussetzung mitbrachte Kult und Mythos zugleich zu werden.

Cover der 4. Grundbox
Cover der 4. Grundbox
Doch im Spiel selbst, anders als im Hintergrund beschrieben, ist er nicht der dominierende BattleMech. Die StandardMechs sind alle schneller als er und besitzen in der schweren Klasse auch auf der Distanz eine höhere Schlagkraft. Ein Warhammer, ein Archer oder ein Crusader sind immer in der Lage einen Atlas zu erledigen, sofern dieser nicht auf neun Felder rankommt. Daher ist ein Atlas auf sich alleine gestellt keine Macht, sofern nicht die Situationen ihm eine gute Position beschert. Seine Stärke ist, befestigte Stellungen zu knacken. Positionen vom Gegner zu erobern, wo dieser nicht ausweichen kann oder darf. Seine Panzerung ermöglicht es dem Atlas selbst stärksten Beschuss zu widerstehen und im Nahkampf kann er mit seinen ganzen M-Laser und der wuchtigen AK soviel Schaden austeilen, das jeder Mech möglichst versucht auf Distanz zu bleiben. Seine Schläge und Tritte sind tödlich und können innerhalb einer Runde selbst den schwerstgepanzerten Mechs Probleme bereiten.
Dieses ist die primäre Stärke des Atlas. Zusammen mit weiteren BattleMechs kann es eine starke Kombination sein, indem der Atlas die Stellung direkt attackiert und den Gegner dort verscheucht, während sich seine Kameraden über die Flüchtenden hermachen.

Diese Situationen sind es, wo jeder Gegner eines Atlas am verzweifeln ist. Man hofft, dass dem Atlaspiloten den durch 20+ Schaden verursachten Wackelwurf häufig misslingt und somit seine Geschwindigkeit reduziert, um noch ein oder zwei Runden länger auf ihn schießen zu können. Hierbei hängt auch vieles von ab, wie man den Atlas bewegt. Gute Spieler gelingt es in den gefährlichen Zonen eine 2 an den Atlas zu legen und somit seine Bewegungsrate voll zu nutzen.

Eine andere regelmäßig genutzte Methode von Atlas Gegnern ist ihn zu ignorieren. Ein Atlas "frisst" viel Feuer bis er ausgeschaltet wird. Dieses Feuer versucht man auf die Partner zu lenken um ihn seiner Unterstützung zu berauben. Während dessen weicht man ihm aus und schießt nur auf ihn, wenn sich kein anderes Ziel bietet. In diesem Fall wird das Spiel sehr dynamisch mit nur kurzfristigen besetzten Positionen. Schwerpunkt und spielentscheidend ist das taktische bewegen.

Ein weiterer spielrelavanter Aspekt hat der User Bushwalker im oben genannten Thread im twobt-Forum getätigt, den ich hier 1 zu 1 wiedergeben möchte.

Auch wenn ich das eine oder andere übersehen haben sollte, wofür ich mich entschuldige, gibt es ein paar Punkte, die über den Kultstatus hinausgehen.

Es gibt einige Mechs der 3025er Zeitlinie, die über ausreichend Wärmetauscher (z.B. Ostscout) verfügen und die mit Sicherheit nicht heißlaufen werden.
Aber wenn ich mir das Datenblatt des Atlas ansehe wird mir heiß und kalt zugleich. Er verfügt über eine grandiose Panzerung (304 Platten) und die Schlagkraft seiner Waffen (Alphaschlag = 62 Schadenspunkte ohne Rückenwaffen) ist gewaltig. Dabei entwickelt er 23 Wärmepunkte, die durch 20 Wärmetauscher nahezu vollständig abgebaut werden. 4 Wärmetauscher sitzen in den Beinen, was dazu führt, dass der Atlas im Wasser stehend einen Alphaschlag nach dem anderen auslösen kann ohne warm zu laufen.

Neben der Tatsache, dass er einiger der wenigen Sturmmechs der 3025er Zeitschiene ist, ist er auch überaus effektiv, was Bewaffnung, Panzerung und Wärmetauscher angeht.



Einige Jahre später, das Projekt eine Sternenbund Zeitlinie seitens FASA einzuführen misslangte, kam dann das TRO 2750 heraus. Dieses enthält eine Reihe weiterer Assault Mechs, unter anderem die KingCrab. Dieser 100 Tonner lief dem Atlas mit ihren beiden 20er AK´s als Nahkampfmonster den Rang ab, was dazu führte das der Atlas nicht mehr der alleinige "Herrscher" auf dem Schlachtfeld war. Die große Auswahl an vorhanden AssaultMechs, die schon im TRO 3025 vorhanden war, wurde durch eine Reihe weiterer Modelle erhöht, mit entsprechenden Folgen.

Als mit 3050+ die Timeline der TechLevel 2 Maschinen begann, verlor der Atlas seine prägende Stellung als furchteinfössendes Ungetüm. Die neuen Waffensysteme zeichneten sich in Kombination mit der besseren Wärmeableitung mit einem hohen Schadenspotenial und großer Reichweite aus. Hinzu kam die hohe Beweglichkeit und enormer Waffenpower bei den ClanMechs zum tragen, der den auf Nahkampf betonte und langsamen Atlas taktisch sinnlos werden liess. Neben den leichten BattleMechs gehörte die Klasse der langsamen SturmMechs zu den Verlierern dieser Entwicklung.

Im Zuge der Einführung von BattleMechs wie dem Devastator oder dem Pillager auch bei der Inneren Sphäre, wurde das spielerische Ende des Atlas eingeläutet. Heute stellt der Atlas für Spieler, die vor allem TechLevel 2 spielen, eine nutzlose Maschine dar. Nur wer noch häufig nach TechLevel 1 spielt sieht in dem Atlas einen Mech dessen Figur man gerne kaufen mag, auch wenn von seiner Glanzzeit der frühen 90ziger kaum noch etwas übrig ist.



Atlas als Vereinslogo
Atlas als Vereinslogo
www.mechforce.de

Ist der Atlas ein Mythos? Ja, denn für die meisten stellt er schon lange nicht mehr eine der wichtigen Auswahlen bei den AssaultMechs dar. Seine Zeit als einziger 100 Tonner und beherrschender SturmMech ist schon lange vorbei.

Ist der Atlas Kult? Auch hier ja. Denn er ist seit dem Ende der StandardMechs neben der MadCat der am häufigsten abgebildete BattleMech in allen späteren BattleTech Publikationen. Er besitzt neben der "verrückten" Katze das höchste Maß an Identifikationspotential und ist einer der wenigen Modelle, die in fast jeder Form veröffentlicht wurde (Zinnfigur, Museumsscale, Armorcast).



Kleine Anekdote: Nach dem plötzlichen Ende der StandardMechs Anfang der 90ziger und der Einführung der 3050+ Timeline wurden vier BattleMechs seitens FASAs auserkoren die personifizierten Darstellungen für BattleTech zu werden. Es waren die MadCat und Vulture für die Clans und der Atlas und der Zeus für die Innere Sphäre. Sie wurden auf allen wichtigen Produkten (zb. Master Rules, MaxTech, Grundbox, usw.) abgebildet und sind alle vier in Museumsscale erschienen.





Kommentare

Swen De`Krauss am 25.01.2010:
OHJUP DA KANN ICH DIR NUR RECHTGEBEN Gehöre zuden Alten Hassen von Früher und wenn ein ATLAS KOMMT war schon Panik angesagt ja,ja dieGUTEN ALTEN ZEITEN

Pzycs am 15.10.2010:
Hab in den alten Zeiten in der Arena & Schlachtfeld lt. Shooterlist 428 Abschüsse eingefahren - mit einem einzigen Piloten und 9 Ausstiegen...waren das Zeiten! ;O) Hab das Teil immer noch derbe gern und teilweise mit CT gepimt - bösartige Knochensäge im Nk!!!

Lionhead am 06.06.2012:
Danke für den Beitrag, es ist wichtig das alles mal zu erwähnen. Ich habe fast geheult, als ich damals das englische 3050 Hardwarehandbuch bekommen hatte und sehen konnte was sie aus einigen der großartigen, legendären 3025 Designs gemacht hatten. Kaum ein Mech konnte seine Fluff-Mission 3050 besser erfüllen als 3025, viele sogar schlechter. Und auch ohne den massiven Einsatz von 3050 Technologie vorauszusetzen, wird dort viel Potenzial verschwendet. Oft wäre sogar weniger mehr gewesen. Die schlimmsten Beispiele, soweit ich sie noch erinnere: Der Todesbote bekam munitionsabhängige Waffen, damit er künftig schön explodieren konnte - genauso wie der Marodeur, der seine AK5 gegen einen nutzlosen Puls-Laser tauscht - um dann doch wieder eine Tonne KSR-Munition einzubauen. Haus Kurita hatte für seine wichtigsten Mechs - Jenner, Grand Dragon und Panther - keine Doppelwärmetauscher übrig. Der Schütze bekam Artemissysteme, damit er als taktischer Artilleriemech bloß keine Spezialmunition verwenden konnte, kaum ein Scoutmech erhielt Scout-Equipment, die Mediums unterschieden sich noch weniger als zuvor usw. usw. usw. Den Atlas, wie beschrieben früher furchterregender Kultmech mit genialem Modelldesign, hatte es damals aus meiner Sicht am härtesten getroffen. Keine Doppelwärmetauscher, dafür einen XL-Reaktor, der ihn zwar nicht schneller macht, aber dafür sorgt, dass der Mech mit dem ersten abgerissenen Torso umfällt. Dazu noch neue Waffen, die dafür sorgen, dass er sich selbst grillen kann. Alle beschriebenen Vorteile, bei Beibehaltung der Nachteile, negiert. Toll. Hätten sie es damals richtig gemacht - z.B. Doppelwärmetauscher, Standartreaktor und Endo-Steel - zusammen mit ECM, CASE und einer ähnlichen, noch etwas durchdachteren Bewaffnung - und der Mech wäre heute noch Kult. Ich habe auch nie verstanden warum die IS Spieler 10 Jahre warten mussten, bevor sie, zumindest theoretisch, die anderen AK Typen einsetzen durften - schließlich hätte das soviel mehr Variantenreichtum bei den IS-Mechs/Taktiken bedeutet. Wobei es mich schon wundert, dass es sogar heute keinen IS-Atlas gibt, der die Ultra AK 20 einsetzt. Für mich haben sie damals mit dem 3050 Schnellschuß Battletech einen Schaden zugefügt, der bis heute anhält, da ja bis heute sehr viele in dieser Zeitachse spielen. Schade drum...

Wandi am 04.12.2013:
Naja, es gibt sicher 3025er Mechs die ihren Reiz hatten, wie zum Beispiel der Awesome, die Spider, Atlas, aber nicht alle 3050er waren schlecht. Einige waren schlecht umgesetzt , bsp Ostroc mit 2 ERLL aber nur stinknormalle Wärmetauschern , oder XXL Engines mit Case (wtf?). Ich sehe es nicht so das 3050 eine fehlentscheidung war, alles was nach 3067 kam war eine

  Kommentar abgeben
Name:
Text:
 


Erstversion vom 05.01.2008. Letzte Aktualisierung am 23.03.2023.


[ nach oben ]